
Harald Giese
Ab 1965 entwickelte ich parallel zum Surrealismus eine Art Malweise, die sich mit Kraftfeldern auseinander-setzte. Dabei fand ich eine gerichtete Kraft, die sich über mich als Medium äußern konnte.
Maltechnik im Metaismus
Harald Giese entwickelte in seiner ersten Schaffensphase, dem Metaismus, eine spirituell sowie interpretative Maltechnik.
Zunächst wurde der Maluntergrund mit einem sandigen Granulat homogen bestreut. Unter einem „geistig-seelischer Zustand“ bearbeitete der Künstler unter Einfluss der Kraft „K“ das Werk mit seinen Händen.
Im Anschluss wurde das entstandene „Sandbild“, freie und sandbedeckte Bereiche, schwarz grundiert. Nach der Trocknung entfernte der Künstler den Sandanteil, der den Malgrund von der schwarzen Grundierung geschützt hatte.
Dieses Schwarz-Weiß-Werk wurde in der Folge in einem kreativen und bewussten Prozess farbig interpretiert und ausgemalt.
Die Kraft „K“
Allem künstlerischen Schaffen von Harald Giese lag immer eine gerichtete Kraft zugrunde, die der Künstler selbst als Kraft „K“ bezeichnete.
War in der ersten Schaffensphase, dem Metaismus, „K“ eine unbewusste Kraft, die den Maler leitete, so konnte Harald Giese in seiner zweiten Schaffensphase, der Psychogenen Malerei, die Kraft „K“ bewusst einsetzen.
In der Psychogenen Malerei zeigt der Zyklus Doppelung sehr eindringlich, was der Künstler mit seinem Schaffen beim Betrachter beabsichtigte: Eine unbewusste, positive Rückkopplung auf neuronaler Ebene.
In der Folge sind hier zwei Zitate von Harald Giese genannt, die den grundsätzlichen künstlerischen Deutungsrahmen in Bezug auf den Metaismus nennen, sowie eine kurze Erläuterung zum Zyklus Doppelung.
Über Metaismus
Wenn ich mich als Medium eines Phänomens empfinde, das ich mit „K“ wie Kraft bezeichne, dann wird klar, dass die Bilder unter Fremdeinwirkung entstehen. Sie beschreiben Lebensformen und Beziehungen, die sich außerhalb unserer Wahrnehmung befinden. Daher bezeichne ich die Art meiner Malerei mit „Metaismus“. (meta, griechisch = zwischen…, mit…, um…, nach…, den Dingen oder dem Sein)
Vor meiner jetzigen Arbeit lagen Experimente, die mit Malerei wenig zu tun hatten. Es ging um die Analyse von Kraftfeldern. Nachdem ich eine Kraft gefunden hatte, die einen Aluzylinder in Bewegung setzen konnte […], interessierte mich die Frage, ob diese gefundene Kraft eine Intelligenz besitzt. Viele Experimente folgten, bis mir dieser Nachweis gelang. Ich brauchte dieser Kraft „K“ nur meine Hände zu leihen, und es entstanden Bilder im „Negativen“. Dieses zeigt, dass „K“ zu uns etwas völlig Entgegengesetztes ist. Schwarz ist Weiß. Erst wenn man die Bilder ins „Positive“ bringt, werden sie für uns verständlich. (siehe bitte Info zur Maltechnik)
„K“ äußert sich also im „Negativ“. Durch diese Erkenntnis bekommt der Zufall eine andere Bedeutung. Zum Beispiel würde der Begriff Tod – Leben heißen.
Bei allen damaligen Experimenten und auch bei meiner heutigen Arbeit ist ein gewisser geistig-seelischer Zustand notwendig. Dieser Zustand besteht aus Gegensätzen. – Ein Schlafen und Wachsein, ein nach Innen- und Außengerichtetsein, ein Beobachten und Nichtbeobachten, ein ganz wacher Verstand, der aber eingeschlafen ist. Daneben aber existiert noch etwas, das ich nicht beschreiben kann. – […]
Für mich und meine Bildfindung spielt die Rückfrage an „K“ eine große Rolle. Da „K“ Bewegungen auslösen kann, bewegt er in meinem Kopf ein erdachtes Rad, das sich nach links oder rechts drehen kann. Links bedeutet „ja“, rechts bedeutet „nein“. Auf diese Weise konnten farbige Bilder oder eine Art Gespräch entstehen. […]
Auffallend in den Bildern ist, wie „K“ sich bemüht, Unvorstellbares zu übersetzen, so dass wir wenigstens etwas erahnen können. Mit Worten lassen sich die Bilder ohnehin nicht beschreiben. Daher bin ich dazu übergegangen, vorgegebene Dinge, wie Augen, Hände und Gesichter realistisch auszumalen, ohne das Original zu verfälschen. Für den Betrachter sind dies Orientierungspunkte.
Selbst wenn der Betrachter diese Bilder nur als Bilder sieht, die abenteuerliche Reisen oder Situationen schildern, so wird doch etwas in ihm anklingen; vielleicht eine Ahnung des uns Unbekannten.
Zum Zyklus Doppelung
Die gedoppelten Bilder zeigen eine seitenverkehrte Spiegelung der Objekte. Diese Bilder haben eine positive Ausstrahlung. Durch die Doppelung meint man, ein abstraktes Bild vor Augen zu haben.
Während der Verstand das Bild zu ordnen versucht, dringt die positive Ausstrahlung in das Unterbewusstsein und erzeugt dort in einer Rückkoppelung auf den Verstand angenehme Gefühle (Wärme, Sonne, Urlaub, usw.) Natürlich hat jeder Betrachter sein spezielles Bild.
Da das zentrale Nervensystem die Einwirkungen verarbeitet, gelangt die positive Ausstrahlung in das vegetative Nervensystem bei geöffneter Sympathikus-Schaltung (Psychedelische Wirkung).
Bei den gedoppelten Bildern wird die Kraft „K“ bewusst eingesetzt, um die vorab genannte Wirkweise gezielt beim Betrachter zu erzeugen.